Die zarte Leichtigkeit der Farben – Wiederentdeckte Muskauer Aquarelle des Landschaftsmalers Carl Graeb (1816-1884)

20.06.202001.11.2020

Sensationelle Wiederentdeckung

mit Begleitprogramm

Während der vorbereitenden Recherchen für die dem Wirken des Prinzen Friedrich der Niederlande gewidmete Sonderausstellung „Als Muskau königlich war“ erhielt die Stiftung „Fürst-Pückler-Park Bad Muskau“ im Frühjahr 2018 auf der Suche nach möglichen Exponaten von Nachfahren des Prinzen den Hinweis auf die Existenz von zwei mit „Muskau“ beschrifteten Mappen.

Die nachfolgende Inaugenscheinnahme der beiden Schuber brachte dann wahrhaftig die Erkenntnis, dass sich darin 74 Aquarelle des Muskauer Parks, signiert von Carl Graeb, dem populären Berliner Architektur-, Theater-, Dekorations- und Landschaftsmaler, befanden.

Die Beauftragung Carl Graebs mit einer Muskauer Bildserie war bis dato lediglich auf der Grundlage eines erhaltenen Briefes des Prinzen Friedrich an dessen Cousin, den preußischen König Friedrich Wilhelm IV., bekannt. Darüber hinaus gab es lediglich den Nachweis, dass Graeb die Aquarelle im Dezember 1859 dem Berliner Kunstverein präsentierte.

Über die Anzahl der entstandenen Arbeiten und den Verbleib der Werke existierten jedoch bislang keinerlei Kenntnisse – sie galten als verschollen. Die Wiederentdeckung der Muskauer Aquarelle gleicht deshalb einer unglaublichen Sensation für die Muskauer Parkforschung.

Der besondere Wert der Muskauer Ansichten begründet sich vor allem in der Einmaligkeit des gesamten Zyklus, der den Muskauer Park fast flächendeckend dokumentiert sowie das Schloss mit ausgewählten Innenansichten und darüber hinaus auch einige Hüttenwerke der Muskauer Standesherrschaft zeigt. Die Park-und Schlossmotive lassen sich problemlos zu einem spannungsvollen Rundgang durch den Muskauer Landschaftspark aneinanderreihen. Eine derart flächendeckende, historisch-künstlerische Dokumentation wie Graebs Muskau-Serie existiert für keinen anderen Landschaftsgarten des frühen 19. Jahrhunderts.Durch die Entstehung über einen Zeitraum von etwa fünf Jahren dokumentieren die Aquarelle aufgrund der teils mehrfachen Darstellung einzelner Bauwerke sogar einige durch den Prinzen Friedrich initiierte Veränderungen im Park.

 

Der Maler Carl Georg Anton Graeb*18. März 1816 in Berlin, gest.8. April 1884 ebenda

Vermutlich angeregt durch die Tätigkeit seines Vaters am Theater, trat Carl Graeb nach dem Schulbesuch in das Atelier für Dekorationsmalerei von Johann Karl Jakob Gerst (1792 –1854)in Berlin ein.Er besuchte neben der Lehre Vorlesungen und Kurse an der Akademie der Künste. Prägend für sein späteres künstlerisches Schaffen waren die Fächer Landschaftszeichnen bei Carl Blechen (1798 –1840) sowie Perspektive und Optik bei Johann Erdmann Hummel (1769 –1852)1838, nach dem Abschluss der Ausbildung bei Gerst, arbeitete Carl Graeb als Dekorationsmaler am Königsstädter Theater.

Das erste von ihm bekannte Bild „Im Grunewald“ ist 1832 datiert. 1838 stellte er erstmals Arbeiten bei der Akademie der Künste aus.1844 trat Carl Graeb wieder in das Atelier von Gerst, seinem Schwiegervater, ein und teilte sich mit ihm die Leitung. Ob er zu dieser Zeit noch an Dekorationsmalereien beteiligt war, ist nicht bekannt. Seine eigenekünstlerische Arbeit mit Architektur-und Landschaftsmalerei überwiegt. Motive für seine Arbeiten suchte er größtenteils auf seinen Reisen, die ihn nach Tirol, Italien, Frankreich, Armenien, in die Schweiz, nach Belgien, in die Niederlande und nach Böhmenführten. Diese Reisen unternahm er meist mit seinem Sohn Paul.

Zahlreiche Aufträge erhielt er von König Friedrich Wilhelm IV. 1851 wurde Carl Graeb zum Hofmaler ernannt. Bereits 1852 erhielt er die kleine goldene Medaille und 1854 die große goldene Medaille der Akademie der Künste Berlin und die große goldene Medaille Amsterdam. Seit 1855 trug er den Titel „Professor“, wurde 1860 Mitglied der Akademie der Künste Berlin und später auch der von Amsterdam und Wien, sowie 1869 Senator in Berlin. Als hervorragender Aquarellist war Carl Graeb auch Mitglied der Gesellschaft der Aquarellisten in Brüssel.Viele seiner Arbeiten von Potsdam-Sanssouci und Babelsberg befinden sich heute in Berliner Museen.

Vgl. Sibylle Harksen: Carl Graeb 1816 –1884, Bestandskatalog Staatliche Schlösser und Gärten Potsdam-Sanssouci